Die vielbeschworene Theoriefeindlichkeit ist kein neues Phänomen. Sie nistete zum Beispiel hartnäckig in der 80er-Bewegung. Theorie war geradezu Verrat. Meine Generation (die Generationen jagten sich im Fünfjahrestakt) wollte sich von den 68ern durch die Spontaneität und Phantasie abgrenzen, die diesen mit ihren Politgurus und ihren Ismen abhandengekommen war. Da tauchte unerwartet dieses gut 60-seitige Büchlein … vorwärts
Kultur
Maurizio Coppola über Tommaso di Ciaula: Tuta blu und andere Arbeitergeschichten
Ich möchte im Folgenden auf drei Bücher eingehen. Es handelt sich nicht um «Klassiker» oder theoretische Werke, welche in erster Linie meine «politische Linie» definieren oder zur «theoretischen Festigung» meiner politischen Überzeugungen beigetragen haben. Vielmehr entdeckte ich in diesen Büchern die Widersprüchlichkeit der «proletarischen Existenz»: Einerseits erscheint mir die Identifizierung mit dieser proletarischen Existenz eine … vorwärts
Holger Schatz über Herbert Marcuse: Triebstruktur und Gesellschaft
Viele meiner Überlegungen zu den repressiven Aspekten moderner Arbeitsideologien sind von Herbert Marcuses Begriff der «zusätzlichen» Herrschaft inspiriert, den er wiederum aus seiner kritischen Auseinandersetzung mit der Triebtheorie Freuds gewonnen hatte. Jenem zufolge entwickele sich Kultur stets im Spannungsfeld zwischen Lust- und Realitätsprinzip: Nur wenn der Aufschub und die Sublimierung unmittelbarer Triebbefriedigung gelinge, könne Arbeit, … vorwärts
Hans Fässler über Paul Virilio: Fahren, fahren, fahren …
1987 wurde in St. Gallen die Stadtautobahn eröffnet. Dem offiziellen Festakt gingen intensive politische und stadtplanerische Auseinandersetzungen voraus. Gleichzeitig erregten verkehrsberuhigende Massnahmen (Fahrbahnverengungen, Einbau von Schwellen) in der Stadt die Gemüter aufs Äusserste. Als Historiker mit sozialistischem und marxistischem Hintergrund hatte ich immer wieder versucht, ideologische Erklärungen für die Heftigkeit der Debatten um Autos, Geschwindigkeit … vorwärts