Früher hatten die Barbaren keine Kultur. Heute haben alle Kultur, wenngleich sie bei den einen etwas kultureller ist. Es gibt Kulturveranstalter, Kulturmanager, Kulturlobbys, Kulturlokale, Kulturbetriebe, den Kulturbetrieb und, weil sie seit einigen Jahren bei uns so heissen, die Kulturschaffenden. Alle protestieren gegen Kulturabbau und sagen, dass man vom Kulturmachen in dieser Stadt schlecht leben könne, … vorwärts
«Im Gegensatz zu verschiedenen meiner Freunde bin ich für die europäische Idee.» Kurt Seifert und Matthias Hui im Gespräch mit Alain Badiou*
Vor einigen Monaten sprachen Sie von der Notwendigkeit und dementsprechend von der Verpflichtung, «die griechische Sache in eine internationale zu verwandeln». Syriza schien Ausdruck einer neuen Linken zu sein, die sich auf eine Volksbewegung abstützt und so versucht, den Kampf gegen die Spekulation, die Korruption, die Steuerflucht der Reichen und die Verschuldung zu führen. Wo … vorwärts
Ein Moment der Katharsis. Syriza und die europäische Linke
Man muss sich nichts vormachen: Es war eine Niederlage der griechischen Regierung gegenüber den Gläubigern. Doch nicht nur Syriza ist – vorläufig – gescheitert. Gescheitert ist die gesamte Linke in Griechenland und im übrigen Europa. Europa ist nicht mehr wie zuvor. Von links kann dieses Projekt europäischer Einigung via EU kaum noch verteidigt werden, ohne … vorwärts
Regressive Aspekte des Glokalismus*
Vorbemerkung: In diesen Essay fliessen Reflexionen aus meinem Band Im Archipel Coolag, 2006. *** Hyperprovinzialismus der glokalistischen „Urbanität“ Alltagskommunikationsfeindlichkeit; Misstrauen gegenüber Fremden; Humorlosigkeit als Signum von Intelligenz; ausgeprägter Lokalchauvinismus; Projektion eigener Schwächen auf andere Menschen und Territorien; Überidentifikation mit der Unterhaltungsindustrie; Fehlen jeder sprachlichen Kreativität und statische Homogenisierung der Sprache; Gleichsetzung von Design mit Asepsis. Halten … vorwärts
Zerstörung und Transformation des Gemeinwesens*
Die nunmehr mehrere Jahrzehnte währende neoliberale Dominanz hat deutliche Spuren in der Verfasstheit des Gemeinwesens, der Res Publicae, hinterlassen. Ideologisch hat sich Thatchers Losung, wonach es keine Gesellschaften, sondern nur (noch) Individuen gebe, als Leitbild eines Individualismus egoistischer Subjekte verankert. Dies ging in vielen Ländern Hand in Hand mit einer höchst realen Erosion des Gemeinwesens: … vorwärts
Spekulationen über ein spezifisches Schuldgefühl nach den Attentaten von Paris*
Die Analysen und Kommentare, mit denen man nach Madrid, London und «Charlie Hebdo» den Terror so intelligent wegerklärt hat, beruhigen nicht mehr. Das ist der erste Gedanke. Weder die simplen, die behaupteten, dass dieser Terror nichts mit dem Islam zu tun habe, noch die klügeren, die glauben, dass dieser gewalttätige Islam ein Produkt der kapitalistischen … vorwärts
Endlich frei, gleich, solidarisch: Experimentieren für den Marktsozialismus. Axel Honneth: Die Idee des Sozialismus*
Mit seinem Buch Die Idee des Sozialismus reagiert der Frankfurter Sozialphilosoph Axel Honneth auf den Vorwurf seiner Studenten, er denke nicht mehr über eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft nach. Tatsächlich ist das nicht der Fall. Honneth reiht sich in die Phalanx derer ein, die eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus anstreben. Auf der Linie von Autoren wie … vorwärts
Jacques Lacan trifft Alfred Lorenzer*
War es eine Verrücktheit? Und wozu? Robert Heim und ich waren uns jedenfalls schon rund anderthalb Jahre vor dem 14. Juni 2014 anlässlich eines Kongresses über Alfred Lorenzer in Frankfurt a.M.darüber einig geworden, dass wir das scheinbar Unmögliche versuchen wollten, die zwei letzten grossen Sprachtheoretiker der Freudschen Psychoanalyse miteinander ins Gespräch zu bringen. Sie sollten … vorwärts
Encore: Jacques Lacan trifft Alfred Lorenzer. Nachforschungen zu einer „verlorenen Zeit“*
Das Beste, das unsere frühen Lektüren in uns hinterlassen, heißt es bei Marcel Proust, ist eine »sanfte Erinnerung, die um so viel kostbarer ist als das, was wir damals mit Hingabe lasen. Ulrich Raulff: Wiedersehen mit den Siebzigern. Die wilden Jahre des Lesens (2014) 1. Encore, Gaben und Zu-Gaben Für viele, die sich im deutschen … vorwärts
Suchend (weit) auseinander*
Als politische Menschen starteten beide bei Marx, gingen dann aber lesend verschiedene Wege. Peter Gente verlegte mit zwei prägenden Partnerinnen vorab Theorieliteratur; er wird als Modellfall porträtiert. Frigga Haug hat ihre Denkprozesse in mehreren Büchern selber dokumentiert; ihr jüngstes enthält eine persönliche Bilanz. *** Vorbemerkung: Ich habe früh intensiv gelesen und die interessante Zeit um … vorwärts