2 Comments

  1. Alex Demirović schreibt:

    “Für die sozialistische Theorie und Politik stellt es eine große Herausforderung dar, wenn soziale Gruppen, deren Arbeitsvermögen durch Kapitaleigentümer in welcher Form auch immer angeeignet wird, dies passiv hinnehmen oder vielleicht sogar aktiv bejahen. Dann lässt sich wohl sagen, dass die kommunistischen und sozialistischen Ziele, Haltungen, Engagements, Theorien zwar weiterhin existieren und sich damit als ein immanentes Moment der historischen Entwicklung erweisen. Sie bleiben, auch wenn sie gegenwärtig schwach sind, eine Tendenz in dieser gesellschaftlichen Entwicklung. Quälend daran ist nicht nur, dass diese Tendenz tatsächlich schwach und ihr organisierendes und mobilisierendes Potenzial, ihr intellektueller Einfluss gering sind; quälend ist vor allem, dass, da die Freiheit nicht in Anspruch genommen wird, alternative Wege zu gehen, Festlegungen mit langfristigen und teilweise irreversiblen Folgen stattfinden: ökologische Krisendynamik, Verarmungsprozesse oder Zunahme der Ausbeutung. Dass Freiheit blockiert ist, lässt sich erklären durch die gesellschaftlichen Entwicklungen selbst, durch die enorm gewachsenen Möglichkeiten der Sozialtechniken der Menschenführung, der Kontrolle und Repression und durch Niederlagen der Linken.”

    Das bringt ungewollt den zentralen Irrtum einer vornehmlich als Ideologiekritik konzipierten philosophischen Kapitalismuskritik auf den Punkt. Die tatsächlich bestehenden Abhängigkeiten der notwendigerweise lohn- und gehaltsabhängig Tätigen, deren Behauptungsbedingungen, die deren Rechtfertigungsverhältnisse zugrunde liegen, scheinen nicht der Rede wert. Die im Berufsphilosophen natürlich besonders ausgeprägte individualistische Freiheitsillusion wird mir nichts dir nichts auf die Situation der Lohn- und Gehaltsabhängigen übertragen, und es folgen ungeheure (meist vergebliche) Anstrengungen bei Versuchen, sich die “freiwillige Unterwerfung” zu erklären, mit fast immer dem gleichen Ergebnis, nämlich dem – meines Erachtens falschen – Gedanken, dass dies nur ein Produkt der Manipulation, der ausgefeilten Herrschaftstechniken usw. sein kann.

    Nein, wenn wir individuelle, gesamtgesellschaftliche und ökologische Vernunft miteinander ins Benehmen bringen wollen, müssen wir uns mit den materiellen Behauptungsbedingungen der Menschen beschäftigen und uns fragen, was diese entschärfen und am Ende überwinden hilft.

  2. Yac

    Bezugnehmend auf vorangehenden Kommentar möchte ich anfügen, dass die Lebensbedingungen im Prekariat erbärmlich sind.
    Nach 40-80 Stunden verdummender, oftmals sinnloser Arbeit bleibt weder Zeit noch Energie sich zu emanzipieren, trotz vorhandenem Willen.
    Der Lohnsklave ist in einem Cocon der Dumpfheit gefangen und eben doch den Herrschaftsinstrumenten ausgesetzt.

    Von Linker Seite gibt es hier keinerlei Unterstützung.

    Oftmals wäre schon viel gewonnen würde der Betrieb in eine Genossenschaft umgewandelt.

    Durch die Übereignung des mitunter exorbitanten Betriebsgewinns vom Unternehmer/Aktionär zum Arbeiter könnten erhebliche Freiräume in Form höherer Löhne oder mehr Freizeit geschaffen werden.

    Auch gibt es keinerlei Aussteigerprojekte die das Verlassen der Lohnarbeit im Rahmen gemeinschaftlicher Lebensformen organisieren.

    Dieses ist umso unverständlicher, als ein solcher Prozess sich exponentiell entwickeln würde.

    Die Linke hat keinerlei Glaubwürdigkeit.

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